Hoch hinauf im Herzen Afrikas
Ruwenzori, Virungavulkane, Mount Elgon - Ugandas wenig bekannte Bergwelt
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Nein, keine Bananen, sondern Matoke! |
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In Kasese noch schnell zum Friseur ... |
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In Kilembe |
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Kinder in Kilembe |
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deutsche Touristen und ugandische Touristen |
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morgendlicher Blick vom Trecker´s Hostel zum Ruwenzori |
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Stilleben mit Ruwenzori-Mineralwasser |
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Kaffeebohnen beim Trocknen |
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ihr Biss soll nicht tödlich, aber schmerzhaft sein |
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das weiße Chamäleon ist handzahm und beißt nicht |
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Zu Beginn unseres Trecks ... |
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... passieren wir Kulturland |
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ab hier beginnt die Wildnis - tja, die technischen Unzulänglichkeiten ... alle weiteren Bilder findet ihr im Anschluss an den Text |
22.12.2013
Ein lauschiger Garten, wohlige Ruhe, erquickliche Pflanzendüfte schwängern die Luft. Ich beobachte einen Affen, wie dieser im Geäst eines der für angenehmen Schatten sorgenden Eukalpyptusbäumen seine Kapriolen schlägt ... sind wir tatsächlich noch in der gleichen Stadt? Wie war das noch vor einer Stunde, als wir beim Busbahnhof im Zentrum schweißgebadet aus dem Matatu stolperten? Uns auf nüchterner Ankunft ein geradezu verblüffender Coctail aus Lärm, Gestank, Verkehrschaos, ein dichtes Menschengedränge und babylonisches Durcheinander von Marktschreiern, Buslotsen und Laienpredigern entgegenschlug? Ja, John Hunwick´s "Backpacker´s Hostel" ist damit verglichen tatsächlich ein kleines Idyll, gerade mal 2 km vom hektischen und typisch afrikanischen Zentrum der ugandischen Hauptstadt Kampala entfernt.Äußerst schlichte, aber zweckerfüllende Schlafräume, eine hübsche Bar mit einem kleinen Restaurant laden zum Ausruhen und zum Verweilen - ein idealer Ort zur Verdauung des Kulturschocks für Neuankömmlinge in einer, im Vergleich zur Heimat doch so völlig fremden, andersartigen Welt.
In Kampala soll es uns jedoch nicht allzu lange halten. Unser Hauptanliegen ist das Erledigen der Formalitäten für die Weiterreise zu einem Gebirge, welches mir schon seit etlichen Jahren zu einem großen Traum geworden war, der nun tatsächlich in Erfüllung gehen soll. Im Jahre 1876 erblickte der Afrikaforscher Sir Henry Morton Stanley zum ersten mal ein blauschimmerndes Bergmassiv in der Ferne: das Ruwenzorigebirge, auch "mountains of the moon" genannt, war von den Musungus (Suhaeliausdruck für Weiße) "entdeckt".
Nun gäbe es theoretisch eine ganze Fülle von Zustiegsrouten, welche in dieses so seltsame, wie auch geheimnisvolle Gebirge führen würden. Einen kompletten Überblick darüber liefert das hervorragende Buch ""Guide to the Rwenzori" vom Pionier Henry Osmaston. Zahlreiche Begehungen würden allerdings die Ausrüstung einer stattlichen Expedition erfordern. Die Öffnung dieser mehr oder weniger vergessenen Routen würde ein kontinuierliches Freischlagen mit Macheten nötig machen, was das tägliche Vorankommen auf vielleicht drei Kilometer, die es mit Sicherheit an Strapazen nicht fehlen lassen würden, begrenzen würde. Eine bestens mit einst von den belgischen Kolonialherren erbauten und sich angeblich immer noch in gutem Zustand befindlichen Hütten ausgestattete Zugangsmöglichkeit wäre von der Demokratischen Republik Kongo aus gegeben, wenn, ja, wenn dieses Land, und ganz besonders eben der Osten, derzeit nicht etwa von schlimmen Bürgerkriegswirren heimgesucht wäre. Faktisch verbleiben dem Bergreisenden im Ruwenzori eigentlich nur noch zwei Zugänge: entweder erkundet man das Gebirge über den klassischen Central Circuit, oder aber, alternativ seit 2008, über den vom Australier John Hunwick wiedererweckten Kilembetrail, für den Haydar und ich uns schlussendlich entschieden haben.
Morgen soll die Reise über Kasese nach Kilembe gehen. Der ehemalige Minenort ist der Ausgangspunkt unserer geplanten Tour, die uns über den sogenannten Kilembetrail in acht Tagesetappen auf den 5109 m hohen Margherita Peak und anschließend wieder zum Ausgangspunkt führen wird. Ob dabei das Trekking bis zum Berg, oder aber die schlussendliche Besteigung der dritthöchsten Erhebung Afrikas als das Highlight der Unternehmung zu betrachten ist, ist uns eigentlich einerlei, denn wir freuen uns einfach auf das Abenteuer Ruwenzori.
23.12.2012
6 Stunden dauert die Busfahrt über Fort Portal nach Kasese.Zu Beginn scheint mir die Geschwindigkeit unseres klapprigen Gefährts reichlich überhöht, doch nach einer Weile gwöhne ich mich daran und beginne, zu entspannen. Sattgrüne, oft von Hügeln geprägte Landschaftsbilder mit reich bestelltem Kulturland ziehen am Busfenster vorbei. Die vielen Bananenplantagen fallen ins Auge, in der Gegend um Kasese kommen dann verstärkt auch Maisfelder hinzu. Bei jedem Bushalt strecken uns eifrige Verkäufer ihre Waren durch´s offene Fenster entgegen. Auch die in Uganda üblichen Motorradtaxis, hier Boda Boda genannt, knattern dann stets wie Bienenschwärme herbei und bieten Aussteigenden ihre Dienste an. Der Himmel bleibt fast permanent wolkenverhangen. Die Regenzeit hat sich in Uganda noch nicht ganz verabschiedet und wird es auch die Zeit über nicht, während der wir uns im Land aufhalten sollen, was sich schlussendlich eher als vor-, denn als nachteilhaft erweisen soll. Wir wollen heute auf jeden Fall noch weiter nach Kilembe fahren, doch es eilt nicht. Morgens um 6 begann unsere Reise in Kampala, jetzt ist es gerade mal früher Nachmittag und Zeit für einen Friseurbesuch, denn ich möchte meine Zotteln noch loswerden, bevor die Tour morgen beginnt und uns dann nur noch sehr beschränkte Wasch- und Hygienemöglichkeiten zur Verfügung stehen sollen. Von meinen Asienreisen her kenne ich es bereits, aber auch ein Friseurbesuch in Afrika ist das Erlebnis wert. Anschließend begeben wir uns in ein schlichtes, typisch ugandisches Restaurant. Fisch und Manniok (hier Matoke genannt) füllen unsere hungrigen Mägen, und wir stellen dabei zu unserer Genugtuung fest, dass diese offensichtlich die einheimische Küche problemlos verdauen
Mit einem sogenannten "special hire", was unserem Begriff für Taxi gleichkommt, lassen wir uns schließlich auf geteerter, aber mit reichlich Schlaglöchern übersäter Straße das Tal des Kanyamwambaflusses hinaufbringen, wo sich in einer Art Streusiedlung die Häuser von Kilembe verteilen. Hier in Kilembe wurden bis vor nicht allzu langer Zeit Kupfer und Gold abgebaut, ein Großteil der Häuser im Tal wurde von der Minengesellschaft für die Arbeiter und deren Familien gebaut. Diese Zeit soll bald wieder zurückkehren, denn die Chinesen zeigen derzeit reges Bestreben, den Abbau dieser Rohstoffe wieder anzukurbeln. Weit oben, fast am Ende der Teerstraße, befindet sich das "Trekker´s Hostel", John Hunwick´s Außenposten des "Backpacker´s" hier in Kilembe.
Zwei nette junge Damen empfangen uns. Auch hier können wir, ein wenig spartanisch, aber völlig ausreichend, in einem schlichten Raum mit zwei Betten und Moskitonetzen übernachten und uns im einer karibischen Strandbar ähnelnden Restaurant wohlfühlen. Den Rest des Nachmittags verbringen wir mit Umherspazieren in der Ortschaft und Dösen am Flussufer. Meist werden wir dabei von neugierigen Kinderscharen begleitet.
Abends machen wir Bekanntschaft mit unseren Führern Richard und Abel. Auch Martin und Olivia aus San Francisco, sowie die beiden Deutschen Julia und Christoph werden morgen früh mit uns zusammen zur ersten Etappe aufbrechen.
Ich sage Führer, meine aber auch eine gewisse Anzahl an Trägern, die uns auf unserer Unternehmung im Ruwenzori hilfreich begleiten werden. Definitiv ist es so, dass Touren im Ruwenzori (und auch in den anderen Berggebieten Ugandas!) ohne Begleitung von ausgewiesenen Führern nicht erlaubt sind. Wir werden zwar, bis auf die Schlafsäcke, unser Gepäck selbständig tragen. Es werden jedoch Lebensmittel für 8 Tage benötigt, und zwar nicht nur für uns, sondern selbstverständlich auch für die Führer und für die Träger, dazu noch gewisse Mengen an Brennmaterial (Holzkohle) und sonstige Dinge. Schlussendlich kommen auf jeden von uns zwei Träger. Guides und bis zu zwei Träger pro Person sind dann bei John Hunwick´s "Rwenzori Trekking Service" im Pauschalpreis inbegriffen, ebenso die Lebensmittel und die bei der Besteigung der Margherita nötige Alpinausrüstung. Wir werden auch keinen extra Koch einstellen müssen, diese Arbeit übernehmen bei uns die Guides. Bei den Nachbarn auf dem Cental Circuit läuft das, nebenbei gesagt, etwas anders.
24.12.2012
Was für ein wunderschöner Weihnachtsmorgen! Wir sehen zum ersten Mal den Ruwenzori über den Dächern der Hütten aufragen, wenngleich es auch nicht die Eisgipfel sind. Träger und Führer finden sich ein, sämtliche Vorbereitungen werden getroffen. Um 9.30 h machen wir uns auf den Weg. Unser Ausgangspunkt "Trekker´s Hostel" dürfte etwa auf 1400 m liegen. Bis wir die Nationalparksgrenze auf 1750 m erreichen, passieren wir Kulturland und begegnen Dorfbewohnern. Die Gegend hier ist ländlich geprägt, weit oben in steilen Hängen grüner Vorberge lassen sich winzige Behausungen ausmachen, ähnlich, wie wir das aus Himalayaregionen kennen. Langhörnige Ochsen werden vorangetrieben, auf kleinen Plantagen gedeihen Bananen und Kaffee, Passionsfrüchte und Avokados hängen prall an den Bäumen. Am Nationalparkeingang erhalten wir ein kurzes briefing durch einen Ranger. Seine Begrüssungsworte fallen schon fast feierlich aus. Wieder einmal mehr bestätigt sich unser Eindruck, dass wir in Uganda in einem sehr gastfreundlichen Land angekommen sind. Die Vegetation ist hier noch derart dicht und verwachsen, dass es uns schwer fällt, Einzelheiten mit dem Auge zu fassen. Das übernehmen dann aber auch schon unsere Führer, die uns immer wieder auf leicht übersehbare Details am Weg aufmerksam machen, an denen wir prompt vorbeigegangen wären, ohne sie wahrzunehmen, etwa an einem weißen und einem grünen Chamäleon, einer gelb gestreiften Spinne, oder auch an der Gottesanbeterin. Das Musenge Rock Shelter (2240 m) wird normalerweise zur Zwischenübernachtung im Falle von Hochwasser des kurz danach zu durchschreitenden Mulyambuli Rivers genutzt. Wir nutzen es heute für unsere Mittagspause. Überhaupt gehen wir diese erste Etappe äußerst gemütlich an.
Nach der Bachüberquerung, bei der ich mir dummerweise einen nassen Latschen hole, steigt der Pfad fast durchgehend steil bergan Unterwegs entdecken wir noch riesenhafte Regenwürmer, sowie eine schneeweiße Teufelsschnecke. Um 14.15 h erreichen wir das Etappenziel, die Sinehütte (2596 m), welche auf einen Grat mitten im Tropenwald gesetzt ist. Durch die Bäume hinweg blickt man hinunter zu schäumenden Kaskaden. Ein wunderschöner Wasserfall mit dem Namen "Enock´s Falls" befindet sich nur wenige Gehminuten unterhalb der Hütte. Ich werde mir dort später ein Bad gönnen. Das Wasser, welches aus Gletschern entspringt, ist eisig kalt. Abends entzünden wir ein Feuer vor der Hütte. Kaum lodern die Flammen, fängt es an zu regnen. Unsere Führer geben uns heute Abend eine erste Kostprobe ihrer vorzüglichen Kochkünste. Die Sine Hut ist übrigens die neueste der auf dem Kilembe-Trail inzwischen installierten Hütten. Sie besteht, abgesehen vom Dach, ganz aus Holz und erinnert an eine deutsche Jagdhütte.
Unter dem Vordach der Hütte lässt es sich auch im Dunkeln gut sitzen. Das Kreischen eines undefinierbaren Tieres dringt ganz nah aus dem dichten Wald, schauderhaft schön ...
25.12.2012
Nach einem opulenten Frühstück brechen wir auf. Ganz nah bei der Hütte turnen Affen durch den Wald, die wir aber aufgrund der dichten Vegetation kaum ausmachen können. Wir durchschreiten die Bambuszone und erreichen schließlich den Bergregenwald. Das Kalalamacamp befindet sich auf 3147 m Höhe. Hier machen wir Pause und nehmen einen Schuhwerkwechsel vor, denn mit der Bergwaldzone beginnt auch das Hochmoor. Gerade jetzt, in der erst abklingenden Regenzeit, sind die Verhältnisse besonders abenteuerlich, oder aber katastrophal - je nach Empfinden. Psychologisch war ich eigentlich schon lange auf solches vorbereitet, da ich von derartigen Verhältnissen eingehend in Ruwenzori-Reiseberichten gelesen habe und wäre fast schon enttäuscht gewesen, wenn es nicht so gekommen wäre. Nun, wir stehen also hier im Kalalama am Anfang der Dinge ...
So tauschen wir nun unsere Hochtouren- gegen die Gummistiefel. Mit den Gummistiefeln werden wir, abgesehen von der Gipfeletappe an der Margherita, auch für den Rest unserer Ruwenzoriunternehmung verbleiben. Die Kunst einer Moorbegehung besteht darin, stets Stellen im Gelände ausfindig zu machen, an denen man nicht so tief einsinkt. Möglichst sollte kein Dreck oben in die Stiefel hineinlaufen und schon gar nicht sollte man sich einen Sturz in den Morast erlauben. Den permanenten Modergeruch des Waldes empfinde ich persönlich als angenehm. Immer wieder wird dieser auch von aromatischen Pflanzendüften überlagert, so dass unser Trekking durchaus auch ein Erlebnis für den Geruchsinn wird. Heather Trees werden die seltsamen, moosbehangenen Bergregenwaldbäume genannt, die nun omnipräsent sind. Zwischen diesen bleibt die Vegetation weiterhin abwechslungsreich und birgt viele Überraschungen. Der Baum- und Pflanzenbewuchs ist hier merklich lichter, als in den tieferen Lagen. Jetzt wären dann und wann auch wieder Aussichten auf die umliegenden Schluchten, Täler und Bergspitzen möglich. Allerdings tritt nun ein neuer Aussichtshemmer auf den Plan: der Nebel, denn Nebel und Wolkenaufzüge sind Gang und Gäbe hier im Ruwenzori. Dieses Gebirge gehört zu den niederschlagsreichsten der Welt, und selbst in der Trockenzeit sollte man bestens gegen Nässe, sowohl von unten, als auch von oben, gewappnet sein.
Gegen Ende der Etappe treten wir in einen faszinierenden Bergkessel ein. Torffarbene Bachläufe sprudeln durchs Gelände, die ersten Senecienbäume mischen sich zwischen die Heather Trees und sorgen für afrikanisches Ambiente. Meines Wissens kommen diese seltsam anmutenden Baumgewächse nur hier auf dem Schwarzen Kontinent vor.
Das Mutindacamp (3688 m) erscheint uns wie eine Räuberhöhle mitten im Urwald. Es handelt sich um ein sogenanntes Rockshelter, d.h. das Lager befindet sich unter einem gigantischen, dachförmigen Felsen und ist somit vor Niederschlägen geschützt.
Nach dem Kaffee treibt es uns zu einem Abstecher hinauf zum "Hüttengipfel", dem Mutinda Outlook (3925 m). Der Name täuscht, es handelt sich nicht einfach nur um einen Aussichtspunkt. Der Mutinda Outlook ist tatsächlich ein selbständiger Gipfel in der Rwatamagufagruppe. Während der Outlook über einen steilen, rutschigen, teils mit knorrigen Holzleitern etwas entschärften Bergpfad im Wanderschwierigkeitsgrad T 5 doch verhältnismäßig einfach erreichbar ist, fordern die Nachbarberge Expeditionsaufwand mit komplett verwachsenen Zustiegen und schwierigen Klettereien in bemoosten und flechtenübersäten Granitfelsen. So etwa auch die beiden benachbarten Mutindatowers (4084 m).
Völlig gepäckbefreit steigen wir nun mit einem forschen Tempo durch dichten Nebel bergan, alles um uns herum ist feucht oder nass. Der äußerst rutschige und immens steile Pfad ist durchaus ernst zu nehmen. Das Glück ist uns hold, denn als wir den Gipfel erreichen, ereignet sich eine wundersame Nebellichtung, die uns Blicke auf eine Berglandschaft ermöglicht, wie sie bizarrer nicht sein kann. Die hier doch schon über 4000 m hohen Gipfel sind bis obenhin begrünt, zeigen aber auch nackte, senkrechte Granitwände, die von der Feuchtigkeit oft dunkel verfärbt sind. Zwischen diesen Zauberbergen prangen in den eingeschnittenen Tälern wie schwarze Perlen dunkle Bergseen. Außer Haydar und mir stehen noch Martin und Abel mit auf dem Gipfel. Es dämmert schon, die Stimmung hier oben ist nahezu gespenstisch, und wir freuen uns wie die Schneekönige. Neben dem wunderschönen Erlebnis erfüllen wir mit dieser Gipfelbegehung aber auch einen praktischen Zweck, nämlich die Einhaltung des Akklimatisierungsprinzips "hoch gehen, tief schlafen". Und wir werden bestens schlafen im verwunschenen Mutindacamp ...
26.12.2012
Die heutige Etappe bis ins Bugatacamp liest sich aus der Karte als kurze Distanz. Die Wegverhältnisse, aber auch die inzwischen doch schon beträchtliche Höhe machen sie zu einem durchaus mühevollen und auch zeitlich aufwändigen Unterfangen. Nachdem wir um 10 Uhr in Mutinda aufgebrochen sind, erreichen wir Bugata um 14.30 h. Nebel, Wolken und Sonne geben sich heute ein wechselhaftes Stelldichein, von Niederschlägen bleiben wir jedoch verschont. Der gesamte Bereich wurde durch einen Waldbrand im Februar diesen Jahres arg in Mitleidenschaft gezogen. Ringsherum ragen verkohlte Baumleichen in die Luft, die Landschaft hat sich zu einem riesigen, offenen Hochmoor gewandelt, schneeweiße, freigelegte Granitfelsen geben manchmal den täuschenden Anschein von Schneeflecken. Diese Landschaft erscheint streng, in Kombination mit einherziehenden Nebelschwaden gar gespenstisch und weckt in mir Erinnerungen an die lappländische Fjälllandschaft. Trotz dieser Ernsthaftigkeit wirkt diese Landschaft auf mich nicht etwa abstoßend, ich nehme sie vielmehr als eine eindrucksvolle Wildnis wahr. Waldbrände sind oft natürliche Vorgänge, die Erneuerungen schaffen, das war schon immer so. Schon weit vor Menschengedenken haben Blitzschläge regelmäßig für Waldbrände auf unserem Planeten gesorgt und damit zuerst Zerstörung eingeläutet, danach entfaltete sich die Regenerierung und führte schlussendlich zum Resultat einer Neuschöpfung.
Gegen Ende der Etappe treten verschiedene Seen in Augenschein. Auf 4100 m Höhe erreichen wir den höchsten Punkt des Tages, wo wir hinunter ins Paralleltal mit dem Kopello Lake blicken. Das Bugatacamp liegt 4062 m hoch auf einer von einem Felspodest getragenen Anhöhe und bietet eine gute Übersicht über die zurückliegende Moorlandschaft. Wir sind im weiteren Umkreis von mit schneeweißen Felsen durchsetzten Bergzügen umgeben, also wiederum ein Bergkessel, wenn auch nicht so eng umschließend, wie weiter unten in Mutinda. Besonders markant ist der direkt unterhalb des Camps sich wie ein dunkler Spiegel ausdehnende See. Unmittelbar darüber, wie auf einem Tisch, weitet sich ein zweiter Seenspiegel. Übrigens, wie auch zuvor schon in Mutinda, tut man keinen Schritt jenseits der installierten Holzbohlen ohne seine Gummistiefel, denn das Bugatacamp steht wie eine Insel inmitten eines wasserdurchsetzten Morasts.
27.12.2012
Gegen 7 Uhr morgens, gerade auf dem Weg zum Toilettenhäuschen, werde ich Augenzeuge eines ergreifenden Sonnenaufgangs. Die heutige Etappe soll uns über den 4150 m hohen Bamwanjarapass zum ca. 4000 m hoch gelegenen Butawacamp führen. Dieses Camp wurde etwa einen Kilometer von seinem ursprünglichen Standort wegverlegt und trägt nun den Namen Hunwick´s Hut. Insgesamt sind die Wegekonditionen etwas besser, als am Vortag, jedoch immer noch von Anfang bis Ende von tiefem Morast geprägt. Bis hinauf zur Passhöhe griffen die Flammen des Waldbrandes mit zerstörerischer Hand. Wir gehen fast permanent im Nebel. Auf dem Pass angekommen, wird uns dann aber eine eindrucksvolle Nebellichtung zuteil. Blicke in die nahe D.R. Kongo (die Grenze ist hier nur noch wenige Kilometer entfernt) und zu wilden Bergspitzen offerieren sich uns. Mit der Passüberschreitung geht auch die der Wasserscheide zwischen Nil und Kongo einher, und jenseits des Passes erwartet uns eine unversehrte Vegetation, da das Feuer nur auf der Ostseite wütete.
Wir tauchen ein in einen märchenhaften Senecienwald, der dramatisch enge Taleinschnitt unter uns bleibt dabei im Blickfeld, da die Gewächse um uns herum licht auseinanderstehen und aufgrund des Geländeabfalls über die palmenähnlichen Baumblüten hinweggeblickt werden kann. Hoch über uns ragen die senkrechten Granitwände der Huphrey´s Group empor. Die beiden obersten der verwunschenen Kochope-Seen treten unter uns in Erscheinung. Zum ersten und größten steigen wir jetzt ab, die Vegetation gleicht hier einem Tropengewächshaus. Unter dem schützenden Felsdach eines tief im Wald versteckten Rockshelters halten wir unsere Mittagsrast.
Wir steigen ab ins nächste Tal bis zu einer kleinen Ebene. Hier befand sich der alte Standort des Butawacamps. Nun folgt ein letzter Anstieg von etwa 150 hm, dann ist die Hunwick´s Hut erreicht. Für mich persönlich ist dies das schönste aller von uns besuchten Camps. Auch hier - wie kann es anders sein? - befinden wir uns inmitten eines wilden Bergkessels, gebildet aus den Massiven von Mount Stanley, Mount Baker und des Mount Luigi di Savoya. Unter dem Felspodest, auf welches unser Camp gesetzt ist, mäandriert träge der Butawa River durch die immergrüne Hochmoorlandschaft. Diese torfgefärbte Wasserschleife entspringt aus dem nahen, aber von unserem Standort aus noch nicht sichtbaren Kitandarasee und entwässert hinab in den Kongo. Irgendwie scheint mir, als hätten wir eine Zeitreise gemacht und seien in einer Epoche weit vor der Existenz der Menschheit angekommen.
Kurz nach unserer Ankunft steige ich vom Lager aus noch ein Stück weit empor und genieße die Ausblicke von einem kleinen Felsen aus. Ich kann jetzt den Freshfieldpass erkennen. Dieser befindet sich am Central Circuit. Vom Pass aus wird zur Kitandarahütte am gleichnamigen See hinabgestiegen. Die morgige Etappe wird uns mit dem Central Circuit ein Stück weit zusammenbringen, und zwar ab der Kitandarahütte über den Scott-Elliott-Pass hinweg zur Elena- bzw. Margheritahütte und schließlich bis hinauf zur Margheritaspitze, dem höchsten Gipfel im Ruwenzori. Haydar hat zusammen mit den Trägern inzwischen ein Feuer vor der Hütte entzündet, und während bald schon dampfende Socken und T-Shirts auf aufgestellten Stöcken trocknen, machen wir es uns gemütlich.
Als ich nachts zur Toilette aufstehe, teilt Martin mir mit, dass Olivia ernsthaft höhenkrank sei. Ich habe so etwas schon befürchtet. Olivia war von Beginn an mit einer schweren Erkältung körperlich angeschlagen. Zu allem Unglück hin hatte sie sich gestern bereits bei einem Sturz eine Rippe gebrochen oder geprellt. Definitiv waren die beiden immer viel zu schnell unterwegs und Olivia hatte ihren schlechten Gesundheitszustand stets geflissentlich ignoriert. Das sind typische Fehler von guten und sicher auch zähen Hochleistungssportlern, denen es jedoch an Erfahrung bezüglich Akklimatisierung beim Höhenbergsteigen mangelt. Hier an der Hunwick´s Hut höhenkrank zu werden, ist der denkbar schlechteste Zeitpunkt, denn es besteht keine Möglichkeit, die Betroffene halbwegs schnell in tiefere Lagen zu bringen, wie das in einer solchen Situation eigentlich getan werden müsste. Wir selbst führen für diese Tour keine diesbezüglichen Notfallmedikamente mit uns, da es für uns selbst gänzlich ausgeschlossen war, in eine solche Situation zu geraten. Martin verabreicht Olivia eine Diamoxtablette. Glücklicherweise sind die beiden nicht etwa auf die Idee gekommen, sich mit diesem Mittel vorab zu dopen, wie das besonders unter amerikanischen Höhenbergsteigern häufig üblich ist, sodass dem Medikament immer noch seine Wirkung als Notfallpräparat erhalten bleibt.
28.12.2012
Wegen Olivias Gesundheitszustand verzögert sich unser Abmarsch. An ein Weitergehen, ganz zu schweigen von einem noch höheren Aufstieg, ist bei ihr nicht mehr zu denken. Sie und Martin werden in Butawa zurückbleiben, bis sie sich soweit erholt haben wird, dass eine selbständige Rückkehr wieder möglich ist. Sie werden dabei von Abel und einigen Trägern betreut. Wir hingegen wollen mit Richard, der aus der absteigenden Gruppe vor uns, die übrigens gestern auf dem Gipfel war, einen zweiten Führer rekrutiert, zur Margheritahütte aufsteigen, von wo aus wir morgen in Allerherrgottsfrühe den Versuch einer Besteigung des Margherita Peak angehen wollen.
So kommen wir schlussendlich erst gegen 12 Uhr mittags von Butawa weg, rechtzeitig zum Beginn des Regens. Diese, zusammen mit der gestrigen, landschaftlich besonders eindrucksvolle Etappe ist die einzige, die unter permanentem Regen stattfindet, weshalb ich leider kaum zum fotografieren komme. Zuerst passieren wir die beiden traumhaft schönen Kitandara Lakes. Über die pompösen Granitwände, unter denen wir anschließend auf unserer Route hinauf zum Scott-Elliott-Pass vorbeiwandern, stürzen eindrückliche Wasserfälle ins tiefe Grün des Bergregenwaldes herab. Ich bin entzückt und begeistert.
Kurz vor Erreichen des Passes treffen wir unsere Vorgänger, die heute am Gipfel waren und nach deren Bekunden heute morgen tolles Wetter auf dem Gipfel herrschte. Wenn uns das doch bitte, bitte auch zuteil werden könnte, denke ich. Der Margherita Peak ist nämlich leider dafür bekannt, dass er die meiste Zeit über von dichtem Nebel eingehüllt ist. Ab dem Scott-Elliott-Pass wandelt sich die Szenerie endgültig zu einer hochalpinen Landschaft, es gibt jetzt nur noch spärliche Vegetation, und die inzwischen klatschnassen Felsen werden mit den Gummistiefeln gefährlich rutschig. Als wir die Margheritahütte (4485 m) erreichen, erhaschen wir gerade noch einen Blick auf angeschneite Felsnadeln und auf die knapp 100 hm über uns gelegene Elenahütte. Dann wird die Umgebung für den Rest des Nachmittags endgültig vom Nebel verschluckt. An eine Vorbegehung, wie wir uns es ursprünglich vorgenommen hatten, ist nicht mehr zu denken. Erstens nicht aufgrund unserer späten Ankunft und zweitens wegen der klatschnassen Klamotten ( ich musste feststellen, dass es mein alter Poncho nicht mehr macht), die wir heute noch trocken kriegen sollten. Wir selbst müssen uns aber nicht großartig darum sorgen, das Trocknen am Feuer übernehmen schon unsere Träger. Hier im Ruwenzori wird übrigens ohne die Hilfe des Feuers nichts von selbst trocken. Wir wärmen unsere durch die kühle Nässe verursachten klammen Knochen während des Essens an den beiden Holzkohleöfen in der Hütte der Träger und der Führer. Später wird dann noch die Eisausrüstung ausprobiert und angepasst, welche wir vom Rwenzori Trekking Service gestellt bekommen. Die Ausrüstung ist zwar etwas altertümlich, aber zweckmäßig und in einem guten Zustand. Schließlich begeben wir uns in die für uns vorgesehene Übernachtungshütte, mummeln uns warm ein und versuchen, zu ruhen und zu schlafen, denn die Nacht wird morgen sehr früh zu Ende sein.
29.12.2013
Morgens um 3 ruft uns Jimi, einer der Träger, zum Frühstück. Wir liegen bereits wach. Geschlafen haben wir beide ganz ordentlich. Lagen sonst immer die angekündigten zu den tatsächlichen Abmarschzeiten afrikanisch auseinander, so herrscht heute strenge Disziplin, denn um 4 Uhr setzen wir uns ohne Wenn und Aber in Bewegung, genau, wie von Richard angekündigt. Schon der Aufstieg zur Elenahütte zeigt sich heikel. Die nassen Felsen in Kombination mit den Flechten ergeben die reinste Schmierseife, und so wird eine einfache 1er-Kletterei zu einer durchaus kitzligen Angelegenheit. Das Spiel setzt sich fort im sich anschließenden Couloir, wo sich die Schwierigkeit stellenweise auf 2 erhöht. Unter Haydars Protest werden wir an einer offenbar absturzgefährlichen Stelle (man sieht nichts bei Nacht) aufgefordert, uns mittels HMS und Bandschlinge in ein Fixseil einzuklinken. Nach dem Couloir geht es flach und unproblematisch auf dem Stanley-Plateau weiter. Vom Gletscher scheint hier nicht mehr allzu viel übriggeblieben zu sein, wir gehen daher weiterhin seilfrei. Beim ersten zarten Aufschimmern der Dämmerung befinden wir uns in etwa zur Falllinie des Moebius (4917 m). Dort legen wir die Steigeisen an und seilen uns ein. Wir gehen weiter auf den Südostgrat der Alexandra zu, dem mit 5090 m zweithöchsten Ruwenzorigipfel. Eine einfach abzukletternde Steilrinne bringt uns nun auf den Margheritagletscher. Alexandra und Margherita Peak rücken als unmittelbare Nachbarn zueinander ins Blickfeld, die Massive von Mount Baker und Mount Speeke recken sich eindrucksvoll in den noch fahlen Morgenhimmel. Was haben wir für ein Glück! Und wir sind schnell, wodurch wir uns die Chance wahren, auch auf dem Gipfel von klaren Sichtverhältnissen profitieren zu können. Wir nähern uns der 5000-Meter-Marke und der Margheritagletscher steilt nun gut 35 Grad auf - es ist dies die konditionell forderndste Passage der gesamten Tour. Vorbei am eindrucksvollen Gletscherbruch gelangen wir unter den Gipfelaufbau des Margherita Peak. Die Nachbarin Alexandra ist durch einen vergletscherten Sattel von der Margherita abgetrennt und ebenfalls ganz nah. Die blumenkohlähnlichen Eisstrukturen im unteren Teil des Gipfelaufbaus beeindrucken mich. So etwas habe ich in unseren Breitengraden noch nie gesehen und vermute, dass dieses Phänomen mit dem Einstrahlungswinkel der Sonne in den Tropen zu tun hat, ähnlich, wie die sogenannten Riffeleisgebilde, welche ich etwa im Himalaya schon bewundern konnte. Nach der Querung einer ausgesetzten, aber unschwierigen Eisflanke stehen wir nun direkt unterm Gipfel. Nur noch wenige Minuten einfaches Kraxeln durch schneeiges Felsgelände, dann sind wir oben. Der höchste Berg des Ruwenzori, Ugandas und der D.R. Kongo ist bestiegen und mit dem Mount Stanley haben wir zudem das dritthöchste Bergmassiv des afrikanischen Kontinents bewältigt. Es ist kurz vor 8 Uhr morgens, die Aussicht ist phänomenal, wir freuen uns, machen Witze mit unseren Führern, schießen Bilder in die Runde. Weit unter uns sehen wir über den Margheritagletscher weitere Seilschaften hinaufkommen. Es sind die Gruppen der Elenahütte. Auch sie werden wohl alle den Gipfel schaffen - allerdings ... gerade mal 10 Minuten nach unserer Ankunft auf dem Gipfel ziehen die ersten Nebelschwaden herein. Das war´s für heute mit der Aussicht, denn für den Rest des Tages passiert, was sich hier im Ruwenzori praktisch jeden Tag vollzogen hat: Wetter und Sichtverhältnisse verschlechtern sich und nur mit Glück kann man danach noch von der einen oder anderen kurzen Nebellichtung profitieren. Besonders schlechte Voraussetzungen für eine derartige Nebelöffnung hat man dann aber leider auf dem wetterexponierten Margherita Peak.
Wiederum unter Haydars Protest insistieren unsere beiden Führer nun auf einen raschen Abstieg. Wegen des zusehends schlechter werdenden Wetters, sagen sie, aber auch ich vermute, dass sie eher darauf bedacht sind, schnellstmöglich vom von ihnen als kalt empfundenen Gipfel wieder herunterzukommen. Bei geschätzten windstillen minus 2 Grad hält es ein Alpenbergsteiger doch noch gut aus, aber unsere afrikanischen Freunde haben, wenn sie sich auch bei anderen Gelegenheiten als äußerst hart und bestens durchtrainiert gezeigt haben, durchaus ein etwas sensibleres Kälteempfinden, als wir.
Wir steigen also wieder ab zur Margheritahütte. Die Verhältnisse auf dem Gletscher sind immer noch gut, d.h. die derzeit noch komplett geschlossenen Schneebrücken sind stabil und der Schnee zeigt noch keine Aufweicherscheinungen. Entlang des Fixseils können wir am Ende zügig durchs Couloir abseilen. An der Hütte ist jedoch noch lange nicht Feierabend, denn wir werden heute noch bis ins Butawacamp absteigen. Doch zuerst gönnen wir uns anderthalb Stunden Pause mit Essen, Ruhen und Aufwärmen.
Die Besteigung der Margherita würde ich mit der Hochtouren-Schwierigkeitsbewertung WS deklarieren. Steigeisen, Pickel, Steinschlaghelm, Seil und Abseilachter gehören zur Ausrüstung, mit der man selbstverständlich auch umzugehen wissen sollte. Nun kann ich mir ja theoretisch vorstellen, dass die Ruwenzori-Bergführer in der Lage sind, auch einen konditionell gut austrainierten und behänden Nichtalpinisten mit viel Zeitaufwand für Sicherungsarbeit zum Gipfel und wieder runter zu bringen. Dennoch: dieser Berg ist eigentlich Bergsteigern vorbehalten. Die Anforderungen sowohl am Berg selbst, als auch auf den Zustiegen über die äußerst unwegsamen Trekkingrouten, dürften die des Uhuru-Peak, dem höchsten Gipfel des Kilimanjaro, weit übertreffen.
Es geht weiter. Zunächst durch gespenstischen Nebel und wiederum über rutschige Felsen (an der Margheritahütte haben wir die Hochtouren- wieder mit den Gummistiefeln getauscht) hinab in den Scott-Elliott-Pass. Ab dort wird vorübergehend Regenbekleidung nötig. Schlussendlich bleibt uns aber das Glück während unserer "Königsetappe" hold, denn es hört bald wieder auf zu regnen, und der Nebel lichtet sich teilweise. Genug, um sich an dieser herrlichen Landschaft erfreuen zu können. Nach einem langen, fordernden und erlebnisreichen Tag treffen wir schließlich an der Hunwick´s Hut ein, wo wir eine zwischenzeitlich wieder genesene Olivia antreffen, die morgen mit uns zum Mutindacamp abzusteigen gedenkt. Martin war uns bereits auf seinem Tageshike zur Passhöhe begegnet - wie immer, zügig und sportlich unterwegs.
Die Umgebung des Butawacamps zieht uns erneut in ihren Bann, nie wird es dort langweilig. Die ständig wechselnden Wolken- Sonnenkapriolen um die Gipfel herum erzeugen von Minute zu Minute die verschiedensten Impressionen. Abends knistert wieder ein Feuer vor der Hütte und wir lassen Revue passieren.Was für ein Tag! Noch zur nächtlichen Stunde waren wir hinauf in das Reich von Eis und Schnee vorgedrungen, um von dort am selben Tag noch bis in den immergrünen Bergregenwald zurückzukehren ...
30.12.2012
Nach nächtlichen Niederschlägen zeigt sich der heutige Morgen so sonnig, wie keiner zuvor. Um 9 Uhr brechen wir auf. Da das Wetter auch bei unserer Ankunft um 12.50 h auf der Bamwanjara-Passhöhe immer noch gute Sichtverhältnisse zulässt, beschließen wir, dort oben unsere Mittagsrast zu halten. Irgendwie verspüre ich noch Lust, einen der nahen Humphrey´s Gipfel zu besteigen, doch die Zeit würde knapp, und solche außerfahrplanmäßigen Exkursionspläne führen meist zu Irritationen auf Seiten unserer Guides. So verweilen wir in Ruhe und genießen die prächtige Aussicht, welche uns schließlich auf dem Hinweg weitestgehend verborgen geblieben war. Einer der vom Pass aus sichtbaren Bergseen trägt übrigens den Namen Lake Africa, in Anlehnung an dessen Form, welche der des afrikanischen Kontinents sehr ähnlich ist.
Von nun an geht´s bergab. Die Fortsetzung des Weges gerät zu einer wahren Schlammschlacht, da wir im Abstieg schneller, und somit unkontrollierter unterwegs sind und gegen Ende auch aufgrund der Etappenlänge die Konzentration nachlässt. Insbesondere die letzten 500 Meter bis zum Mutindacamp sind besonders schlimm. Die bislang wenigen, von John Hunwick dort verlegten Holzbohlen sind eigentlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Um 17.40 erreichen wir schließlich die uns vertraute "Räuberhöhle" des Mutindacamps. Abends leitet Haydar am Lagerfeuer den Chor, bestehend aus unseren Trägern und Führern, denen er ein traditionelles Zazalied aus seiner ostanatolischen Heimat beibringt.
31.12.2012
Wir brechen zur letzten Etappe auf, die zunächst erneut von extremem Morast geprägt ist und, wie auch schon der gestrige Tag, zu Beginn mit mehreren Gegenanstiegen aufwartet. 15 Norweger, begleitet von 50 Trägern und mehreren Führern, begegnen uns unterwegs.Wir treffen Roger, den Führer, der uns mit auf die Margherita begleitet hatte, wieder. An der Sine Hut halten wir Mittagsrast. Wir befinden uns bereits unterhalb der Bambuszone. In zwei Tagen sind wir somit sämtliche Vegetationszonen im Schnelldurchlauf gegangen. Auch wenn wir wieder den gleichen Weg zurück mussten, den wir gekommen sind ( unsere Führer ließen sich aus zugegebenermaßen nachvollziehbaren Gründen nicht dazu erweichen, die Variante übers Kiharo- und Samaliracamp zu nehmen), war dies nochmals ein prächtiges Erlebnis, welches unterwegs durchaus Neuentdeckungen mit sich gebracht hat. Ach ja, sogar zwei Antilopen sind uns im Wald begegnet.
Gerade mal im Trekker´s Hostel in Kilembe angekommen, prasselt ein Tropenguss hernieder, der es in sich hat. Schon wieder Glück gehabt! Wir nehmen Abschied von Richard und Abel und von unseren Trägern. Wir hatten eine großartige Zeit mit ihnen. Und ich bin mir sicher, dass sie insbesondere Haydar als "special client" nicht mehr so schnell vergessen werden ... ;-).
John Hunwick ist hier, extra wegen der Norweger von Kampala her mit seinem schweren BMW-Motorrad angereist. Wir sind gespannt auf den Jahreswechsel hier in Kilembe. In der Nacht sehen wir zunächst zahlreiche sich bewegende Feuer an den Bergen. Kurz nach 12 zieht eine größere Gruppe junger Leute auf der Straße am Trekker´s Hostel vorbei. Wildes Getrommel auf Plastikkanistern, immer wieder rufen sie im Chor "bon année" (französisch wahrscheinlich wegen der Nähe zum Kongo), Autoreifen, Plastikeimer und andere gestankentwickelnde Gegenstände werden angezündet, es herrscht eine ausgelassene Stimmung. Immer wieder werden uns lachend per Handschlag Neujahrswünsche zuteil, Die brennenden Reifen werden anschließend mit hoher Geschwindigkeit die Straße hinuntergerollt, oder man schwenkt die lodernden Dinger, an einem Stock aufgehängt, wild um sich. Mir scheinen diese Spiele nicht ungefährlich, zumal einige Teilnehmer doch schon mehr oder weniger angetrunken sind. Der Qualm wird bestialisch, fast schon unerträglich. Doch die Leute zeigen sich unbekümmert, lachen, freuen sich, dass die Musungus auch mit dabei sind. Diese Spiele sind definitiv friedlich und haben nichts mit den grauenhaften Praktiken des "necklacing" in den südafrikanischen Townships zu tun, wie es sowohl mir, als auch einem unserer Begleiter, der Südafrikaner ist, in schauderhafte Erinnerung kommt.
01.01.2013
Martin und Olivia reisen heute per special hire nach Nairobi Flughafen, und sie bieten uns an, uns bis nach Kasese mitzunehmen. Auch in Uganda gibt es an Feiertagen Einschränkungen. Wer es nicht unbedingt nötig hat, lässt seinen Laden geschlossen - man findet aber stets genügend offene Läden. Die Buslinien verkehren heute eingeschränkt, definitiv bekommen wir keinen Bus von Kasese in Richtung Mbarara, bzw. unserem eigentlichen Ziel, Kisoro. Matatus fahren. Vor denen sind wir zwar schon gewarnt, aber was soll´s ... es wird unsere letzte Fahrt auf langer Distanz mit einem solchen Gefährt. Zuerst glauben wir, wir würden heute nicht mehr aus Kasese herauskommen, denn das Matatu fährt solange hin und her, als bis das klapprige Gefährt zum Zerbersten überfüllt ist. Immerhin, wir überqueren unterwegs den Äquator und anschließend den Damm zwischen Lake George und Lake Edward im Queen-Elizabeth-Nationalpark. In Letzterem erspähen wir dies- und jenseits der Straße riesige Antilopenherden ... also, in einem anderen Fahrzeug unternommen wäre das eine wunderschöne Reise ... wir fahren steil hoch bis zu einer Abbruchkante, von der aus man die gesamte Savannenebene des Nationalparks überblickt ... ein Passagier übergibt sich während der Fahrt, mehrere arme Hennen werden kläglich gaggernd unter den Sitz gepfercht .... prächtige, tiefgrüne Hügellandschaften, Bananenplantagen ... wir stehen eine geschlagene Stunde mit kochendem Motor auf der Strecke ... ausgedehnte Teeplantagen säumen die Straße ... ich spüre, verdammt nochmal, meinen Ischias ...
Für die relativ kurze Strecke bis Mbarare sind wir uns unendlich scheinende 4 Stunden unterwegs. Die Strecke bis Kisoro wäre deutlich weiter, die Straßenverhältnisse schlechter und wiederum verkehren heute nur noch Matatus. Da gibt es zwischen mir und Haydar keinerlei Disput. Genug Matatu für heute, wir bleiben und werden morgen auf jeden Fall mit dem Bus weiterreisen.Wir kommen im Hotel Classic unter. Dessen vorzügliches Restaurant bietet überwiegend indische Küche. Anschließend bummeln wir durch die von uns als nicht sonderlich schön, aber dennoch recht freundlich und angenehm empfundene Stadt. Dabei kommen wir endlich auch zu einer Rasur beim Friseur. Im Ruwenzori hatten wir keine Gelegenheit dazu, und gestern war im Trekker´s Hostel vorübergehend das Wasser ausgefallen, weshalb wir schlussendlich froh waren, dass man uns wenigstens etwas Wasser in einem Kanister brachte, um die dringendst nötige Dusche vorzunehmen.
02.01.2013
Die heutige Fahrt führt abermals durch malerische Kulturlandschaften. Auch viele Wälder sind noch erhalten, denn glücklicherweise ist das Abholzungsproblem in Uganda bei Weitem nicht so massiv, wie in anderen afrikanischen Ländern, so etwa Kenia, Tanzania oder Äthiopien. Die Straße ist, im Gegensatz zu gestern, häufiger schlecht. Dennoch ist diese Reise im Bus unvergleichlich bequemer, als gestern im Matatu. Eine besondere Dramatik bekommt die Strecke auf den letzten vielleicht anderthalb Stunden. In Serpentinen schlängelt sich die Straße hinauf bis etwa 2400 Meter, der Ausblick auf einen großen See eröffnet sich. Nach 6 Stunden Fahrt erreichen wir das Städtchen Kisoro. In einem hübschen, kleinen Restaurant wollen wir zunächst zur Ruhe kommen, ehe wir den letzten Teil der Reise angehen. Um nach Ntebeko, einer Ferienbungalowsiedlung am Eingang des Mgahinga-Gorilla-Nationalparks zu gelangen, müssen wir 14 km mit einem special hire über eine unsäglich schlechte Piste zurücklegen.
Wir befinden uns hier im Dreiländereck Uganda-Ruanda-D.R. Kongo. Diese so wundeschön und idyllisch anmutende Gegend hat in der jüngeren Vergangenheit eine Unzahl an Grauenhaftigkeiten gesehen. Angefangen vom Genozid der Bahutu an den Batutsi in Ruanda über die aktuellen Bürgerkriegswirren im Kongo, bis zu Naturkatastrophen aufgrund von Vulkanausbrüchen. Ein wenig mulmig war es uns zugegebenermaßen schon, ausgerechnet hierher zu reisen, wo doch das Auswärtige Amt eine Reisewarnung für den Grenzbereich zum Kongo ausgesprochen hat. Nun, jediglich ein kleineres Flüchtlingscamp nahe Kisoro erinnerte uns an die schrecklichen Dinge, die jüngst erst im Kongo geschehen sind. Die neuesten Meldungen besagen jedenfalls, dass die M-23- Rebellen gerade einen Waffenstillstand mit der kongolesischen Regierung vereinbart haben und sie sich derzeit aus der von ihnen zuvor eingenommenen Stadt Goma wieder zurückziehen.
Ntebeko gefällt uns sehr gut. Kurz vor der Dunkelheit treffen wir dort ein. Die Anlage besteht aus einem im Kolonialstil gebauten Haupthaus und mehreren im Rundhüttenstil kreierten Bungalows, die in einem wunderschönen, gepflegten Garten verteilt sind. Wir werden sehr freundlich vom Personal begrüsst und aufgenommen. Im Haupthaus lassen wir es uns am lodernden Kamin gütlich ergehen und vereinbaren die Modalitäten für unsere für morgen vorgesehene Tour. Die Anzahl der hier anwesenden Touristen ist hier, wie zuvor auch schon im Ruwenzori, wahrlich überblickbar.
So sind wir also im zweiten von uns anvisierten Berggebiet Ugandas angelangt. Die Gruppe der Virungavulkane verteilt sich auf die drei Länder Uganda, Ruanda und D.R. Kongo. Der höchste von ihnen heißt Karisibi (407 m) und befindet sich auf der Grenze zwischen Ruanda und Kongo. Der interessanteste dürfte der ganz auf kongolesischem Territorium stehende Mikeno (4427 m) sein, welcher derzeit allerdings als Rückzugshort von Rebellen und Wilderern gilt. Auch der Visoke (3711 m) kommt für uns, da auf der Grenze Kongo/Ruanda gelegen, nicht für eine Besteigung in Frage. Nyamulagira (3058 m) und Nyiragongo (3470 m) sind zwei extrem aktive Vulkane auf der Kongoseite. Besonders der Nyiragongo sorgte in jüngerer Vergangenheit für Negativschlagzeilen. Zuletzt 2002, als durch einen Ausbruch ein Drittel der Stadt Goma zerstört wurde.
Es exitistieren noch mehrere kleinere Vulkane und eben die auch von Uganda aus erreichbaren, deren drei an der Zahl. Der Gahinga (3474 m) gilt als der einfachste, der Muhavura (4127 m) als der mühevollste und der Sabinyo (3645 m) als der interessanteste. Während Gahinga und Muhavura Grenzgipfel zu Ruanda sind, befindet sich der Sabinyo exakt im Dreiländereck.
Eben für den Sabinyo haben wir uns entschieden. Die Unternehmung ist rasch organisiert. Es werden Lunchpakete vorbereitet, Führer und Ranger verständigt, und wir müssen uns morgen zur vereinbarten Zeit nur noch zum wenige Meter entfernten Nationalparkcenter begeben.
03.01.2012
Wir brechen als Gruppe auf: ein Pärchen aus Deutschland, ein Belgier und ein Costaricaner. Dazu der "Geleitschutz" aus zwei Guides und einem bewaffneten Polizisten. Der Mann mit der Kalaschnikow begeleitet uns aber nicht etwa wegen etwaiger Zusammenstöße mit den Kongorebellen, denn was würde denn ein einzelner, mit einer altersschwachen Kalaschnikow bewaffneter Polizist gegen eine Truppe von kriegserprobten Rebellen anrichten wollen? Es geht hier wirklich nur um die wilden Tiere, allen voran die Büffel, aber auch die Begegnung mit einer Elefantenherde in der Bambuszone könnte für uns höchst gefährlich werden. Von Ebendiesen finden wir Losung und Spuren zu Beginn des Trails. Aufbau und Erscheinungsbild dieser Landschaft haben Ähnlichkeit mit dem Ruwenzori, ja sind, wenn man so will, eine Miniaturausgabe von diesem, wenngleich in der Gesamterscheinung doch etwas blasser. Große Teile des unteren Regenwaldes sind nicht mehr ganz so "virgen", wie im Ruwenzori. Ehemaliges Kulturland der Batwa (bei uns auch Pygmäen genannt) ist im Begriff,sich im Laufe von Jahren wieder in ursprünglichen Regenwald zurückzuverwandeln. Den Bambuswald gedeiht hier als reine Monokultur. Auf mich wirkt er so fast beeindruckender, als auf dem Kilembetrail. Auch die Bergregenwaldzone zeigt mir und Haydar nichts neues. Schön ist das aber allemal, nebenbei bemerkt ist es hier auch merklich weniger matschig, was von unseren Mitwanderern, von denen niemand bislang im Ruwenzori unterwegs war, nicht so hoch eingeschätzt wird, wie von uns ;-). Was die Schönheit und auch die Besonderheit des Sabinyo ausmacht, sind seine tief einfurchenden Schluchten und steilen Flanken. Bis obenhin ist dieser Berg, wie übrigens alle Virungavulkane, mit üppigem Grün überzogen.
Bis zum frühen Nachmittag gehen wir meist im Nebel. Auf dem Grat, welcher kurz vor dem ersten Gipfel erreicht wird, kommt dann noch Wind hinzu. Wind hatten wir übrigens im Ruwenzori praktisch nie. Vom ersten Gipfel aus, auf dem wir die Ländergrenze Uganda/Ruanda erreichen, bietet sich uns ein Blick auf die nebelfreie Südseite ins Nachbarland Ruanda hinab. Es fällt auf, dass diese dichter besiedelt ist, als die ugandische Seite. Wir steigen weiter auf zum zweiten Gipfel, auf dem sich ein aus Naturmaterialien errichtetes, kleines Biwak befindet, welches für gewöhnlich von den Männern genutzt wird, welche für die Instandhaltung des Pfades zuständig sind. Wir überblicken nun den Anstieg auf den dritten Gipfel, der äußerst steil über knorrige Holzleitern führt, welche übrigens gelegentlich auch mal beschädigt sind, und die so oder so, auch wegen der Rutschigkeit, eine gewisse Vorsicht erheischen. Geplant ist, eine Holztreppe bis zu diesem Gipfel zu verlegen, ein kleineres Stück ist bereits realisiert. Dann wird der Zustieg leichter und ungefährlicher, verliert mit Sicherheit aber auch einen Teil seines abenteuerlichen Reizes. Der dritte Gipfel trägt die Dreiländergrenze. Gegenüber erhebt sich, von uns aus nur durch einen kleinen Sattel getrennt, ein weiterer Gipfel. Dieser ist der eigentliche Hauptgipfel des Sabinyo, nur wenige Meter höher, als der, auf dem wir jetzt stehen. Dieser befindet sich komplett auf kongolesischem Gebiet. Fakt ist, dass mich die ugandischen Führer nicht dort herüberlassen, was mich als akkuraten Gipfelsammler schon ein wenig ärgert. Der Sabinyo trägt noch weitere, deutlich niedrigere Gipfel auf der Kongoseite. Insgesamt ist es diese fast schon komplizierte Erscheinungsform, was ihn zu einem der schönsten und interessantesten unter den Virungavulkanen kürt.
Ich finde mich also mit dem zweithöchsten Punkt des Sabinyo ab. Im Abstieg wird das Wetter immer besser. So richtig klare Verhältnisse, wie wir es etwa bei Fönlage kennen, wird es hier in der feuchttropischen Luft allerdings kaum mal geben, sodass die beiden Nachbarn Gahinga und Muhavura jetzt eher als hinter der diesigen Luft schimmernde Gestalten wahrgenommen werden. Nun können wir auch das ugandische Flachland überblicken. Sowohl für den Auf- und Abstieg, als auch für die Gipfelaufenthalte wurde angemessen Zeit gelassen. Um 7.50 h waren wir am Nationalparkeingang aufgebrochen, um 17.30 h kommen wir dort wieder an.
Abends häddere ich mit mir, wie ich den morgigen Tag verbringen soll. Haydar möchte keine weiteren Berge mehr besteigen und sich stattdessen nach Kisoro begeben, um einen nahegelegenen See mit kleinen Dörfern zu besuchen. Mir würde der Sinn nach einer Besteigung des Muhavura stehen, doch dazu müsste ich in den frühesten Morgenstunden zu einem etwas entfernten, anderen Nationalparkseingang wechseln, was mir zu umständlich erscheint, auch wenn mir die Ranger versichern, dies sei kein Problem. Kurzum entscheide ich mich dafür, morgen noch den Gahinga zu besteigen, um anschließend nach Kisoro zurückzukehren, wo ich mich gegen Abend mit Haydar wieder treffen will.
04.01.2013
So besteige ich heute als diesmal einziger Tourist den Gahinga. Ich werde von einem jungen Guide und wiederum einem bewaffneten Polizisten begleitet. Den Polizisten lassen wir auf 3000 m zurück, da er unser Tempo nicht halten kann. Landschaftlich ähnelt die Gahingabesteigung der Tour auf den Sabinyo, zumindest was die Vegetation anbelangt. Sie ist in allem etwas weniger aufregend und weniger dramatisch, aber auch einfacher und kürzer. Was diese Tour besonders macht, ist der Blick vom Kraterrand hinein in den sumpfigen Krater, durchaus eine spezielle Sehenswürdigkeit. Gegenüber der Stelle, wo wir den Kraterrand erreichen, befindet sich auf ruandischer Seite der höchste Punkt des Berges. Erwartungsgemäß sind auch hier die ugandischen Führer nicht bereit, weiterzugehen. "There´s no trail". Zugegebenermaßen hätte ein Gang zu diesem höchsten Punkt wohl nichts Neues gebracht, da die Aussicht aufgrund der hochwüchsigen Vegetation stark eingeschränkt ist. Diese Einschränkung gilt auch für die Stelle, an der wir den Krater erreichen, Der erhoffte Blick auf die Nachbarberge Muhavura und Sabinyo bleibt also aus. Ein weiteres Plus, welches seine Besteigung rechtfertigt, weist der Gahinga dennoch noch auf: er steht als der kleinste dieses Vulkantrios in deren Mitte, und betrachtet man diese Gruppe aus der Ferne, so kommt man zu dem Schluß, dass der Gahinga, mehr als seine beiden Nachbarn, der Idealvorstellung von einem Vulkankegel gleichkommt. Im Abstieg begegnet uns noch ein rotrückiger Affe (ich habe leider den Namen dieser Art vergessen), der allerdings schnell schaut, dass er von uns fort kommt. Nach Aussage meines Guides handelte es sich bei diesem Tier um einen wilden Affen, der nicht zur einer der an Menschen schon gewöhnten Monkey Tracking Gruppen gehört.
Wir sind einigermaßen zeitig zurück. Ich beschließe, die 14 km auf der Piste nach Kisoro zu Fuß zurückzulegen, wobei ich mir davon ein wenig netten Kontakt zu den Leuten und Eindrücke vom hiesigen Landleben verspreche. Fruchtbares Kulturland, niedliche Hamlets zwischen schattigen Tropenbäumen, im Hintergrund erheben sich die bläulich schimmernden Vulkane wie eine Fata Morgana - es könnte so schön sein. Doch wie sich bald schon herausstellt, habe ich mir hier kein gutes Tal ausgesucht. Die erste halbe Stunde ist es noch ok, doch irgendwann nervt es nur noch."Musungu, how are you? Musungu, give me money!" - meist ist die Anmache von spöttischem Gelächter begleitet und es sind hier nicht etwa nur die Kinder. Die Wanderung gerät für mich mehr und mehr zu einem Spießrutenlauf. Haydar hatte übrigens heute das gleiche vor. Das deutsche Pärchen jedoch, welches mit uns zusammen auf dem Sabinyo war, hat ihm aber davon abgeraten. Sie sind nun schon mehrere Wochen per Auto im Land unterwegs. Es sei nur hier und im benachbarten Bwindi-Gorillapark, wo sie derartiges Benehmen Fremden gegenüber bislang in Uganda erlebt haben.
Auf meiner letzten von insgesamt dreieinhalb Wanderstunden schließe ich mich zweier Burschen an. Einer von den Beiden macht einen auf anglikanischen Prediger und geht mir bald schon mit Psalm- und Bibelzitaten auf den Wecker. Wenigstens habe ich in der Zeit einigermaßen Ruhe vor sonstigen Pöbeleien. Als wir endlich Kisoro erreichen und wir vor dem Eingangstor des Hotels "Virunga" stehen, in welchem ich mich mit Haydar verabredet habe, eröffne ich meinen beiden Begleitern, dass ich nun dem Herrn überaus dankbar sei, meine müden Füsse endlich an diesen Ort geführt zu haben und verabschiede mich mit einem inbrüstigen "halleluja, my brothers!"
Im lauschigen Hotelgarten, überragt von der nahezu symmetrischen Gestalt des Muhavura, erhole ich mich von den Strapazen und warte auf Haydars Rückkehr vom See. Abends kehren wir in einem typischen Volkslokal zum Essen ein. Vermutlich würden die meisten Mitteleuropäer ein solches Lokal niemals betreten - schade, denn man verpasst was, und die Angst vor Dünnpfiff oder sonstigem Ungemach ist, das zeigen unzählige Vorerfahrungen unsererseits sowohl hier, als auch in anderen Drittweltländern, fast immer unberechtigt.
05.01.2013
Nach einer vierstündigen Busfahrt über Mbarare und Masaka treffen wir in Kampala ein. Wir kommen in einem Mittelklassehotel der Speeke-Gruppe (Tourist-Hotel) im Zentrum unter. Betrachtet man die Skyline der gläsernen Wolkenkratzern einerseits, sowie das das gequirlte Chaos um den Markt oder zwischen den Blechlawinen an der Matatustation andererseits, so kommt man zum selben Eindruck, wie etwa bei einem Besuch von New Delhi - Old Delhi: eben eine Stadt mit koexistenten krassen Gegensätzen. Wir treiben uns den ganzen Tag im Zentrum herum und essen viel.
06.01.2013
Der Tag beginnt mit einem Wolkenbruch. Die dürftige Innenhofabdeckung des Hotelrestaurants vermag den Wassermassen kaum standzuhalten, und an mehreren Stellen tropft und trieft es herunter. Wir reisen heute nach Jinjia. In Uganda erzählt man gerne, dort befände sich die Quelle des Nils. Das stimmt aber so nicht. Der Fluss tritt dort aus dem Victoriasee heraus und trägt ab diesem Zeitpunkt den Namen Weißer Nil, oder aber auch Victorianil. Nun ist der Weiße Nil zwar länger, der in Äthiopien entspringende Blaue Nil aber wasserreicher. Irgendwann treffen sich die beiden, dann ist es nur noch der Nil. Die Quellflüsse des Weißen Nil entspringen wiederum in den Bergen von Ruanda und dessen südlichem Nachbarland Burundi.
Da der Bus nicht direkt nach Jinjia hineinfährt, steigen wir an einer Kreuzung vor der Stadt aus und spazieren zu Fuß in den Ort. Im etwas abgetakelten, aber sehr originellen Hotel Bellevue finden wir Unterkunft. Zustand und Atmosphäre unserer Absteige passen ganz gut zum Stadtbild. Viel Platz bietet Jijia zwischen weit auseinanderstehenden, von Schimmelbefall und herunterblätterndem Putz gezeichneten, aber durchaus noch einen Hauch ihrer Altehrwürdigkeit verströmenden Kolonialbauten. Viel Grün fügt sich dazwischen, aber auch elendige Wellblechhütten und die Trostlosigkeit von halbverfallenen Industrie- und Hafenanlagen. Eine klare Abgrenzung zwischen verwitternder Pracht und schrottreifer Verkommenheit fehlt.
Mehrere Hindutempel und eine Moschee weisen die Stadt als einen Platz von kultureller Vielfalt aus. Wieder mal gehen wir indisch essen, eine oft sich bietende Alternative in Uganda, wenn man gerade mal nichts Gutes Afrikanisches findet. Einst von Idi Amin vertrieben, sind viele asiatische Familien inzwischen wieder nach Uganda zurückgekehrt.
Wir verzichten auf eine Bootsfahrt. Stattdessen gelangen wir zu Fuß, zwischen Schönheiten und Häßlichkeiten hindurch, stets am Ufer des Victoriasees entlang, zu der Stelle, die offiziell als "The Source of the River Nile" deklariert wird. Einige Andenkenhändler, Ausflugsboote, mehrere Strandbars und wiederum nur wenige Touristen. In manch anderem Land würde das hier schon anders aussehen ...
Uns soll´s recht sein, wir entspannen am Flussufer, bestellen uns Drinks in einer Bar und sehen dem Grasbüschel transportierenden, hier schon eine kräftige Strömung aufweisenden Gewässer bei seinem gleichmäßigen Dahinfließen zu. Ähnlich, wie etwa am Ausfluß des Rheins aus dem Bodensee zwischen Öhningen und Stein am Rhein, lässt sich hier nicht genau sagen, wo noch See und wo schon Fluß ist, auch wenn geschäftstüchtige Bootsvermieter einen genau zur "Quelle" hinzufahren versprechen.
07.01.2013
Der Muezzin der benachbarten Moschee zeigt sich in den frühen Morgenstunden besonders eifrig. Heute trennen sich Haydar´s und meine Wege. Während Haydar nach Kampala zurückfährt, um morgen schon in die Heimat zurückzufliegen, bleiben mir noch ein paar Tage Zeit, um in meiner selbstgewählten Mission des Bergreisenden schließlich das dritte der großen Bergmassive Ugandas zu besuchen.
Der Mount Elgon erhebt sich im Südosten des Landes, genau auf der Grenze zum Nachbarland Kenia. Angeblich soll es sich beim Elgon um den flächenmäßig größten Vulkan der Erde handeln. Dessen höchster Gipfel heißt Wagagai (4321 m). Dieser befindet sich auf der ugandischen Seite des Kraterrandes. Höhenmäßig gefolgt wird er vom Sudek (4301 m), welcher sich genau auf der Grenze zwischen den beiden Nachbarländern aufwölbt. Der Koitoboss (4187 m) ist der höchste Gipfel auf der kenianischen Seite. Aufgrund seiner immensen Flächenausdehnung ist dieser Berg sehr weitläufig. Der Durchmesser seines Kraters beträgt, je nach Referenzquelle, 8 bzw. 12 km. Der Mount Elgon gilt als ein erloschener Vulkan.
Drei Routen - Sasa, Sipi und Piswa, führen von der ugandischen Seite aus zum Wagagai. Die Parkroute führt von Kenia aus auf den Koitoboss. Die Touren sind miteinander kombinierbar. Auch eine Überschreitung von Uganda nach Kenia, oder etwa eine Kraterumrundung sind nach vorzeitiger Anmeldung möglich. Wobei wir wieder an einem Punkt angelangt sind: auch der Mount Elgon, obwohl für einen erfahrenen Alpinisten überhaupt kein Problem, darf nur mit Führer bestiegen werden.
So fahre ich denn frühmorgens schon von Jinjia nach Mbale. In diesem sympathischen Städtchen komme ich dann endlich zum langersehnten Frühstück und gar einem wunderbaren Cappuccino aus echten Kaffeebohnen (im Kaffeeanbauland Uganda wurden wir bislang fast überall mit Instantkaffee enttäuscht, da die guten Bohnen zumeist exportiert werden).
Nach dem Frühstück mache ich mich daran, nach und nach alles Nötige zu erledigen, um heute noch zum Ausgangspunkt meiner Mount-Elgon-Tour zu gelangen: Geld tauschen auf der Bank, Stippvisite zwecks Anmeldung und Bezahlung bei der Nationalparkverwaltung, Einkäufe. Ich beschließe, für diese drei Tage nur kalte Nahrung mitzunehmen. Neben einigen Besorgungen in einem Supermarkt kaufe ich mir mehrere dieser nahrhaften Chappatis, welche Indienreisenden bestens bekannt sein dürften und die man auch hier in Uganda bekommt.
Im Büro der Nationalparkverwaltung empfängt man mich sehr herzlich. Trotzdem ärgert es mich, dass die Tagesgebühren von 50 auf 90 US-Dollar angehoben wurden, also fast auf das Doppelte. Zudem wird mir eröffnet, dass meine Wunschtour über die Sipiroute in drei Tagen nicht möglich sei, weshalb ich mich dazu entschließe, die Besteigung über die Sasaroute durchzuführen, welche auch als Normalweg auf den Wagagai gilt.
Verdammtes Matatu! Nein, falsch, verdammt bin ich selbst, der ich so blöd war, den Anfängerfehler zu begehen, als erster Fahrgast in ein noch leeres Matatu einzusteigen. Seit mehr als einer geschlagenen Stunde kurven wir vom Clocktower zur Tankstelle und wieder zurück, bis endlich alle Sitze des Fahrzeuges in klaustrophopbiefördernder Weise doppelt besetzt sind. Vorher wird nicht abgefahren, so ist das eben mit den Matatus hier.
Nach 30 Kilometern, bzw. einer Stunde gut durchgeschüttelt, gewalkt und gepresst, erreichen wir Budadiri (1250 m). In der Pension "Rose´s last Hope" komme ich unter. Direkt nebenan befindet sich das Headquarter der Nationalparkverwaltung. Sowohl bei Rose, als auch bei den Rangern werde ich freundlich empfangen. Allerdings bleibt nicht aus, dass mir im Nationalparkbüro noch ein Träger aufgeschwatzt wird, was rein physikalisch für mich völlig unnötig wäre. Nur das Argument, dass ich einem der Dorfbewohner Arbeit und somit eine kurzfristige Zuverdienstmöglichkeit verschaffe, kann mich schließlich überzeugen.
"Rose´s last Hope" ist wiederum eine Unterkunft in der Art, wie wir sie nun öfter schon hatten, und wie ich sie gerne mag. Das in einem der Bungalows untergebrachte Basic- Zimmer reicht für die Übernachtung vollkommen, es bestehen einfache Dusch- und Waschmöglichkeiten, die verschiedenen Gebäude des Anwesens verteilen sich in einem wunderschön angelegten Garten. Als weitere Gäste sind noch drei junge Israeli und zwei ugandische Ingenieure anwesend. Rose verwöhnt mich abends mit bodenständiger afrikanischer Küche. Im Garten lausche ich noch eine Weile dem Zirpen der Grillen, bevor ich mich zum Schlafen lege.
08.01.2013
Ich frühstücke um 6.30 h, danach treffe ich mich mit Christopher vor dem Nationalparkbüro. Christopher wurde mir gestern bereits vorgestellt, er soll für die kommenden drei Tage mein Führer sein. Die Boda-Boda-Fahrer mit ihren Stahlrössern chinesischer Bauart sind auch schon bereit. Mein Rucksack wird auf eines der Gefährte arretiert, und los geht die abenteuerliche Fahrt in der Morgenfrische über eine mit bombenkraterähnlichen Schlaglöchern gespickte Piste bis hinauf ins Dörflein Bumasola (1760 m), wo die Piste endet. Hier stößt noch der Träger zu uns, die Tour kann beginnen. Zunächst durchwandern wir Kulturland, lachende Kinder begrüssen uns, auf englisch, swaheli oder im hier gesprochenen Dialekt. Die Nationalparkgrenze ist mit einem Schild markiert, hier hört das Kulturland auf. Gleich darauf ersteigen wir mit dem Mudangi Cliff das steilste Stück der gesamten Sasaroute. Diese Passage ist aber vollkommen harmlos, da die einstigen Holzleitern zwischenzeitlich durch eine Eisenstiege ersetzt wurden. Wir streifen durch Regenwald, wie wir ihn auf vergleichbarer Seehöhe bereits im Ruwenzori und an den Virungas bereits erlebt haben. Naja, ein paar neue Pflanzen sind schon dabei ...
Im mitten im Wald am gleichnamigen Bachlauf gelegenen Sasa River Camp (2900 m) lodert bereits ein Feuer. Eine dreiköpfige englische Gruppe ist mit Trägern und Führern anwesend. Auch die Israelis treffen ein und es wird Tee gekocht, der ziemlich rauchig schmeckt. Wir setzen unseren Weg fort und treten bei der Sasa Patrol Hut (3300 m) aus der Waldzone heraus. Hier wird durch die anwesenden Ranger das Permit kontrolliert. Erikabäume und Riesensenecien schießen in lichten Beständen aus dem Boden, lassen aber genügend Ausblicke frei auf diese, zumindest nach gewissen Klischeevorstellungen, sehr afrikanisch anmutende Graslandschaft. Felsendurchsetzte Bergzüge zeigen sich, und abgehobene Ausblicke ins Flachland hinaus werden möglich. Wir erreichen das Mude Cave Camp (3500 m), unser vorgesehenes Nachtquartier. Am Mude Cave Camp ist bereits eine Gruppe anwesend, welche heute schon auf dem Gipfel war. Alles in allem sind wir hier dennoch, wie bereits auf dieser Reise gewohnt, weit entfernt von touristischen Massenaufläufen, es bleibt sehr überblickbar und die Stimmung kann unter solchen Umständen auch rasch mal familiär werden. So hätte ich mir eigentlich auch diesen Abend vorgestellt. Das mit Holzbänken umstandene Lagerfeuer wäre der richtige Ort dazu gewesen, doch alsdann entlädt sich das sich im Himmel über unseren Köpfen zusammengestaute Grau, ein Jeder flüchtet ins Zelt oder unters Dach, sodass auch ich den Rest des Abends wohl oder übel lesend im Zelt verbringen muss
09.01.2013
Wir brechen auf gen Gipfel um 7.15 h. Es ist windig, aber die Sonne scheint und die Bedingungen sind prächtig. Wir erreichen den Jackson Pool, einen kleinen Bergsee inmitten einer offenen Landschaft. Mein Blick schweift hinaus bis ins Flachland, wo linkerhand Mbale zu erkennen ist.
Zunächst noch dominieren die Erikagewächse, welche aber mit zunehmender Höhe vollständig von den Senecien abgelöst werden. Hügel und eindrückliche Felsriegel, wie etwa der Jackson´s Cliff, ragen aus der Weite der afro-alpinen Landschaft heraus. Wir steigen hinauf zum Kraterrand, wo sich uns erstmals ein Blick in die beeindruckende Caldera bietet. Die Farbtöne dieser Graslandschaft erinnern mich an die Herbstfärbung bei uns in den Alpen. Auch ein paar Kraterseen verteilen sich dort unten. Wir steigen weiter entlang des Kraterrandes bis zum höchsten Punkt des Mount Elgon auf, dem 4321 m hohen Wagagai. Es ist inzwischen 10.15 h. Gegenüber ragt markant die breite Erscheinung des Koitoboss empor, dem höchsten Gipfel auf der kenianischen Seite. Der Mount Elgon mit seinem gewaltigen Krater offeriert dem Besteiger eine faszinierende Weite und mit seiner fülligen und gedrungenen Gestalt, die irgendwie einer Schildkröte oder einer umgedrehten Bratpfanne ähnelt, wölbt er sich solitär mitten aus dem Flachland heraus. Ganz sicher stehen wir hier auf einem außergewöhnlichen Berg, und ich genieße die 45-minütige Gipfelrast in voller Zufriedenheit, hin und wieder mal die Sitzposition wechselnd, um ein anderes Panorama zu bekommen.
Um 11 Uhr beginnen wir mit dem Abstieg. Die anderen Gruppen, die sich alle noch unterwegs zum Gipfel befinden, treffen wir in unterschiedlichen Abständen. Um 13.15 h sind wir wieder im Mude Cave Camp. Wir halten Mittagsrast. Chapatti, Käse, dazu noch Kekse, Schokolade und Erdnüsse - das ist mein Proviant in diesen drei Tagen. Christopher versorgt mich noch regelmäßig mit heißem Tee.
Im Abstieg zum Sasa River Camp zieht Nebel auf, um 16.15 h kommen wir dort an. Kaum mal haben wir in der Hütte Unterschlupf gefunden, prasselt ein gewaltiger Wolkenbruch hernieder. Ich habe mich zuvor bereits dazu entschlossen, das Zelt nicht aufzubauen, sondern die Nacht mit Christopher und unserem Träger in der Hütte zuzubringen. Unser Träger ist die ganze Nacht über etwa alle 2 Stunden damit beschäftigt, das Feuer am Lodern zu halten, was von den hier eigentlich schon wieder angenehmen Temperaturen her für mein Empfinden nicht unbedingt nötig wäre. Die Hütte hat keinen Rauchabzug und manchmal werden wir dabei geräuchert wie die Landjäger, bis dass die Augen tränen! Der Rauchgestank soll an manchen Utensilien noch lange Zeit nach dieser Reise haften bleiben.
10.01.2013
Um 8.10 h an diesem wunderbar sonnigen Morgen machen wir uns wiederum auf den Weg durch den schattenspendenden Tropenwald. An der Klippe angekommen, gönnen wir uns dort wegen der schönen Aussicht über das nun unter uns sich ausbreitende Kulturland hinweg eine ausgiebige Pause. Schließlich steigen wir wieder hinunter, zurück zu den lachenden Kindern, schlängeln uns zwischen mit ernteträchtigen Feldfrüchten bestandenen Parzellen und geduckten Bauernhäuschen hindurch zurück ins Dorf. "Mulembe, mulembe!", unsere Boda-Boda-Fahrer warten auch schon im Dorf auf uns, Christopher hat sie vorsorglich per Handy hierherbestellt. Und ab geht die abenteuerliche Fahrt, diesmal nur gelegentlich mit laufendem Motor, denn die Strecke führt kontinuierlich abwärts und lässt an halsbrecherischen Teilstücken nicht missen. Glücklich über die unfallfreie Ankunft schwinge ich mich am Ranger´s Post in Budadiri von der Maschine, bedanke mich, und nehme Abschied von Christopher und seinen Rangerkollegen. Ich hole nur noch meine Sachen im "Roses´s last Hope", dann besteige ich das Matatu in Richtung Mbale.
11.01.2013
Nach wenig bequemer Fahrt, wobei zum guten Schluss die Einfahrt ins Zentrum von Kampala wegen des geradezu überquellen zu drohenden Verkehrs noch eine halbe Ewigkeit in Anspruch nimmt, verspüre ich keine Lust mehr, mit einem noch unkommoderen Matatu, wie ursprünglich beabsichtigt, bis nach Entebbe weiterzufahren. Zudem geht bei meiner Ankunft ein kräftiger Regenguss hernieder und ich schlage schnurstracks den Weg zu unserem alten Tourist-Hotel ein. Rasch bessert sich das Wetter und es wird heiß. Für den Rest des Tages treibe ich mich im Zentrum der Stadt herum.
12.01.2013
Ich sitze im "special hire", auf dem Weg zum Flughafen. Aus dem zur Mittagszeit abgasverseuchten, lärmenden und heißen Kampala herauszukommen, empfinde ich jetzt als eine Erleichterung und beim Anblick des Viktoriaseeufers und der adretten Ferienressorts dort kommt ein wenig Bedauern darüber auf, gestern nicht doch in das offensichtlich bei Weitem erholsamere Entebbe weitergefahren zu sein.
Bevor ich das nüchterne Flughafengebäude betrete, drehe ich mich nochmal um. Mein Blick schweift ein letztes Mal hinüber zum malerischen Viktoriasee, zu grünen Hügeln, und dem Seeufer vorgelagerten Inseln. Zuhause merke ich, dass ich mir in Uganda einen Virus eingefangen habe, nämlich den Virus Africaensis, der nicht etwa den Körper, sondern die Seele befällt. Der "Erkrankte" wird dabei vom unbändigen Verlangen geplagt, nochmals nach Afrika zurückkehren zu müssen :-)
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Tarzans Rückkehr ... |
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Unterwegs in der unteren Waldzone |
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afrikanische Geisterbannung |
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das grüne Chamäleon soll nicht so harmlos sein, wie sein weißer Bruder |
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die Regenwürmer haben hier alle XXL-Größe |
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die Sinehütte wurde erst im Juni 2012 fertiggestellt |
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Enock´s Falls |
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das Frühstück kann sich sehen lassen! |
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Ausblick von der Sinehütte |
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Kalalama Camp (3147 m) |
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ab hier geht´s nur noch mit Gummistiefeln |
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wenn ein Haydar auf Granit stößt ... |
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das Mutinda Camp (3688 m) - ein wahres Urwaldversteck! |
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links im Bild der Mutinda Outlook, rechts die Mutinda Towers |
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unterwegs zum Mutinda Outlook (3925 m) |
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am Gipfel angekommen ... |
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öffnet sich der Nebelvorhang ... |
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und gibt Blicke auf eine bizarre Berglandschaft frei |
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der Weitermarsch am folgenden Tag zum Bugata Camp ... |
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... ist zu Beginn noch von üppiger Vegetation geprägt ... |
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doch bald erreichen wir die Waldbrandzone |
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Vieles wächst dort aber auch schon wieder nach |
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dennoch ist es in der Mehrheit eine offene und streng erscheinende, |
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ja fast schon skandinavisch anmutende Hochmoorlandschaft |
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dieser einzelstehenden Lobelie werden in Zukunft sicher wieder unzählige folgen |
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auf diesem Felspodest ... |
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... mit Ausblick auf diesen hübschen See ... |
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... steht das Bugata Camp inmitten der Moorlandschaft |
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ein Regenschirm kann im niederschlagsreichen, aber meist windstillen Ruwenzori durchaus Sinn machen |
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Olivia, gut verpackt auf dem Bamwanjara-Pass (4150 m) |
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jenseits des Passes wuchert die Vegetation wieder üppig |
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Flüsse und Täler öffnen bzw. entwässern hier zum Kongo |
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Kartenstudium am ehemaligen Standort des Butawa Camps |
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der Gipfel links im Bild gehört zum Stanley-Massiv, rechts zeigt sich das Baker-Massiv |
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die Hunwick´s Hut (neues Butawa Camp) ... |
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... liegt so genial ... |
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... wie kein anderes Camp auf unserem Trail, auch wenn meine Kamera einen großen Teil der Farben und Lichteffekte verschluckt hat ... |
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... und somit die wahre Pracht und Stimmung dieses Ortes ... |
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... leider nicht annähernd rüberbringt |
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Am Kitandarasee ... |
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... trifft der Kilembetrail ... |
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... mit dem Central Circuit zusammen |
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Wir befinden uns im Aufstieg zum Scott-Elliot-Pass. Nach dem Regenguss werden die senkrechten Granitwände von eindrucksvollen Wasserfällen überströmt |
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In der Margheritahütte (4485 m) verbringen wir die letzte Nacht vor unserer Besteigung |
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Als der Morgen dämmert, sind wir bereits weit oben ... |
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... da wir nachts um 4 bereits aufgebrochen sind |
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nein, wir sind noch nicht auf dem Gipfel! |
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aber jetzt! |
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Nachbarin Alexandra (5090 m) |
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Im Hintergrund der Albert (5086 m) |
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Der 5109 m hohe Margherita Peak ... |
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... ist erreicht ... |
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... und mit dem höchsten Gipfel des Mount Baker ist somit auch das dritthöchste Massiv des afrikanischen Kontinents bestiegen |
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der Margheritagletscher |
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wieder auf dem Stanleyplateau |
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kurz mal abseilen |
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Roger, der für Abel einspringen musste |
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Die Elenahütte darf nur von den Central-Circuit-Leuten benutzt werden |
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schlussendlich stehen wir noch am selben Tag am wärmenden Lagerfeuer vor der Hunwick´s Hut |
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Der Rückmarsch wartet mit so manchem Gegenanstieg auf ... |
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wiederum sind wir auf dem Bamwanjarapass angelangt |
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Der Weg über den Kopello Lake würde in ein benachbartes Tal führen. Leider können wir unsere Guides für diese Variante nicht überzeugen |
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Mutinda Outlook und Mutinda Towers |
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unser täglicher Matsch wurde uns auch heute gegeben ... |
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das Quellwasser im Ruwenzori ist unbehandelt trinkbar und bekömmlich |
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wieder zurück in der Bambuszone |
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Durchquerung des Muliambuli Rivers |
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Kilembe in Sicht |
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Haydar in der Bar des Trekker´s Hostel |
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Warten auf dem Busbahnhof von Mbarare |
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Elefantenlosung auf dem Weg zum Sabinyo (Virungavulkane) |
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im Bambuswald |
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Elefantenfährte |
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der benachbarte Muhavura schält sich aus dem Gewölk |
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Auf dem Dreiländergipfel des Sabinyo |
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schön schaut er aus, der Dreiländergipfel! |
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Hier sieht man im Hintergrund den nur wenige Meter höheren Hauptgipfel, welcher sich komplett auf kongolesischem Gebiet befindet. Leider erlauben die ugandischen Guides keine Exkursion dort hinüber |
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Gruppenbild von vorne nach hinten: 1. Vorgipfel Sabinyo, Gahinga, Muhavura |
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nochmal der interessant aufgebaute Sabinyo |
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den Haydar hat´s umgeworfen ;-) |
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Talansicht Sabinyo |
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Der sumpfige Krater des Gahinga |
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Der Gahinga, vom Tal aus gesehen |
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Muhavura vom Tal |
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in Kampala |
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Viele der einst von Idi Amin vertriebenen Asiaten sind wieder zurück |
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die chaotische Matatustation ist ein wahres Blechsammelsurium |
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Noch Viktoriasee, oder bereits schon der Nil? |
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das richtige Bier am richtigen Ort! |
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Ob nun Nilquelle, oder auch nicht ... |
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schön ist es hier allemal! |
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verfallender Charme ... |
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... ist in Jinjia ... |
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... allgegenwärtig |
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Szenenwechsel - wir sind jetzt im Osten des Landes, nahe der Grenze zu Kenia |
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das Boda-Boda steht zur Abfahrt bereit |
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In Bumasola (1760 m) beginnt unsere dreitägige Wanderung zum Mount Elgon |
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noch schnell ein paar Chapatti für unterwegs |
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Ist es im Westen Ugandas mehrfach der Tee, dominiert hier im Osten der Kaffeeanbau |
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Feuer unterm Dach im Sasa River Camp |
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der Sasa River |
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Der Mount Elgon ... |
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... ist ein alter Schildvulkan ... |
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... und oft ungewöhnlich flach |
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Abendstimmung am Mutinda Camp |
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Mutinda Camp |
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Der Berg fasziniert ... |
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... durch seine Ausgedehntheit ... |
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... und die imponierenden Weiten - im Bild der Jackson´s Table |
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Jackson´s Summit |
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Blick über den Krater hinweg zum Koitoboss, dem höchsten Gipfel auf der kenianischen Seite des Berges |
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einer von mehreren Kraterseen |
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der Durchmesser des Kraters ist immens |
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Auf dem Wagagai (4321 m), dem höchsten Gipfel des Mount Elgon |
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Everlasting Flowers |
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Blick vom Mudangi Cliff übers Kulturland hinweg |
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Das Boda-Boda steht bereit zur Rückkehr |
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Typisch ugandisches Gericht mit Matoke |
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Die hässlichen Marabus bevölkern das Zentrum Kampalas |
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